Distribution was das Schlüsselwort im Wertesystem von Massenmedien. Die Blockbuster-Wirtschaft setzte auf Distribution, um alle Aufmerksamkeit auf ein einzelnes Produkt zu lenken. Im Zeitalter der Ökonomie von Aufmerksamkeit ist unsere individuell gerichtete Konzentration heute jedoch die knappste Ressource und schließlich auch Ware, die an die Dienstleistungsbranche verkauft wurde. Multitasking und dessen fortlaufenden Aufmerksamkeitsstörungen sind zum neuen Verhängnis dieser Ära geworden, und jedes Versprechen, störende soziale Netzwerkanbieter in den Blick zu nehmen und abzuschalten, gleicht einer einstweiligen Verfügung. Der Uni-tasker hingegen ist der Held des Tages. Er erledigt nur eine Sache zu einer Zeit. Ist der Künstler des ausgehenden 20. Jahrhunderts – hyperaktiv, selbst-gemanagt, allgegenwärtig, Biennalist – ein ausgelaufenes Modell? Darüber hinaus ist zu bedenken, dass der moderne Künstler Pionierarbeit für diese „Ökonomie der Aufmerksamkeit“ geleistet hat. Duchamps Readymades, Andy Warhols Lebensstil oder der Handel der Konzeptualisten mit immateriellen Gütern haben das Interesse am eigentlichen Kunstwerk gedämpft, um die bestehende soziale Beziehung zwischen dem Künstler und dem Betrachter zu untersuchen. In der derzeit gut geölten Maschinerie von Google Onlinediensten AdSense und Mediabot wurde die Hälfte der Arbeit des schöpferischen Aktes nicht durch den Betrachter, wie Marcel Duchamp vermutete, sondern durch Software definitiv erledigt. Sollen wir uns in diesen großartigen Zeiten immer noch auf eine Kunst als Teil des Kreativ-Sektors stützen, oder sollen wir nicht vielmehr den Begriff von Kreativität aus dem Kunstvokabular streichen?
Gastkurator und Kooperation: François Piron, ENSBA École Nationale supérieure des Beaux-Arts, Lyon
PROGRAMM
12 April 2014
Helene Hellmich und Veronica Wüst: Paraperformance 2
PRESSEMATERIAL
Förderung und Unterstützung
Kunststiftung NRW
Institut français, Berlin
Kulturamt der Stadt Köln
RheinEnergie Stiftung Kultur
Deltax Wirtschafts- und Steuerberatungsgesellschaft mbH
Hotel Chelsea
Bilder
1 — Ausstellungsansicht
2-3 — Pauline Toyer: Condition, 2014
4 — Mattia Denisse: Elementary principles of tropical geometry 3: hyper-banana, 2014, Elementary principles of tropical geometry 2: the paraphrases of the moon, 2014, Waiting for the Urubu's daughter, 2014
5 — Ausstellungsansicht
6 — Helene Hellmich: 61 m Metall und 5 Behälter, 2014
Foto: Simon Vogel