Lesung, Filmausschnitte und Gespräch, moderiert von Ilka Becker
Der inflationäre Gebrauch der professionellen wie der privaten Selbstauskunft, etwa in Interviews, Castings, Geständnissen oder der Psychoanalyse, hat einen strukturellen Einfluss darauf, wie man sich der Öffentlichkeit präsentiert und welche Formate für solche Präsentationen zur Verfügung stehen. Wie aber kann der eigene Auftritt dazu genutzt werden, Vorstellungen einer souveränen Sprecher/innenposition zu demontieren, zu übertreiben oder vorzuführen? Welche Zusammenhänge lassen sich zwischen ästhetischer Produktion und persönlicher Erfahrung herstellen oder auch zurückweisen? In ihrem aktuellen Künstlerbuch "Return to Inquiry" (2012) versammelt Karolin Meunier entsprechende Szenen aus Kunst und Theorie und entwirft ein Modell vom Bekenntnis als kultureller Technik. Der Abend in der Temporary Gallery ist Teil einer Reihe von Veranstaltungen, bei der einzelne Aspekte aus dem Buch in Vortrags- oder Performancesituationen übersetzt werden. #3: Character fragt nach dem Verhältnis von Person und Schauspiel u.a. bei Andrea Fraser und einem Interview-Film von Delphine Seyrig.
Karolin Meunier arbeitet als Künstlerin und Autorin in Berlin. Ihre Videos, Texte und Performances verhandeln standardisierte und medialisierte Bedingungen von Kommunikation. Sie ist Mitglied des feministischen Filmkollektivs Cinenova in London und von b_books in Berlin. Ilka Becker lehrt und forscht am Institut für Kunstwissenschaft und dem Graduiertenkolleg "Das fotografische Dispositiv" an der HBK Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig.
Bilder
Karolin Meunier: Return to Inquiry #3: Character, 2013
Courtesy die Künstlerin