Ana Jotta (geboren 1946 in Lissabon) schafft seit über fünf Jahrzehnten ein künstlerisches Oeuvre, das extrem disparat ist. Sie verbindet Malerei mit Skulptur und Grafik, zeigt sich mal altmeisterlich, mal volkstümlich oder mit Anleihen aus der Populärkultur des 20. Jahrhunderts und experimentiert mit Techniken, die traditionell mit den ‚niederen Künsten’ verbunden sind: „In Jottas Arbeit ist Kunst ein Schlachtfeld zwischen Invention und Konvention“ (João Fernandes). Der Begriff der Urheberschaft wird aufgelöst (sie signiert ihre Werke beispielsweise mit einem (j) anstelle des (c) und spielt mit der homophonen Analogie zwischen dem Buchstaben „j“ (port.: jota) und ihrem Nachnamen). Jeder Versuch einer Einordnung nach Chronologie, Medium oder Material, Thema oder Genre ist nicht nur zwecklos sondern auch ungewollt. Alles wird verdaut, de- und re-kontextualisiert und fließt in die eigene Arbeit ein.
„DAS – IST – DAS ?“ ist Jottas erste Einzelausstellung in Deutschland. Sie bringt eine Auswahl von Arbeiten unterschiedlichen Entstehungsdatums zusammen und ergänzt diese mit einer ortspezifischen Wandmalerei aus ihrer Reihe sogenannter „Farbproben“. Zentrales Werk der Ausstellung ist die Stoffarbeit „fala-só“ (ein veralteter portugiesischer Ausdruck für ‚Selbstgespräch’), die zwischen 2014 und 2017 entstanden ist. Über vierzig Meter spannt sich der Stoff, erstmals in fast voller Länge zu sehen, durch die Ausstellungsräume und ermöglicht Schritt für Schritt entlang der Figurenreihe auf dem blauen Textil und der ausgestellten Arbeiten Einblicke in ihr Werk. Dargestellt ist die flüchtig umrissene Figur eines Arbeiters, der unter seinem Arm eine Glasscheibe trägt. Die Wiederholung des Motivs als Bewegungsabfolge mag – verstärkt durch die Projektionsleinwände in der Ausstellung (die Jotta wiederum als Leinwand ihrer Malereien verwendet) – Assoziationen an einen stark vergrößerten Filmstreifen hervorrufen und eine Anspielung an das immer wieder auf Film ausgerichtete Programm der Temporary Gallery sein. Der Ausstellungstitel „DAS - IST - DAS ?“ ist ein Wortspiel mit dem französischen Begriff „Vasistas“. So bezeichnet werden kleine Fenster über Hauseingängen, durch die im 18. Jahrhundert deutsche Bewohner den einmarschierenden französischen Soldaten auf der Straße: „Was ist das?“ zugerufen haben sollen und so den Fenstern ihren Namen gaben.
Kuratoren: Regina Barunke und Miguel Wandschneider
PUBLIKATION
Ana Jotta: fala-só
Zweiteilige Publikation
Leporello mit farbiger doppelseitiger Abbildung, 12 x 17 cm (aufgeklappt 325 x 17 cm), 54 Seiten / Heft mit Text von Camiel van Winkel, 12 x 17 cm, 40 Seiten
Deutsch / Englisch
Grafik: Louis Lüthi
Hrsg. Temporary Gallery, Köln
Auflage: 300
Preis: Euro 30,00
2018
EDITION
Ana Jotta & Miguel Wandschneider: Make the Temporary Gallery permanent
Tasche
Baumwolle, genäht und mit beidseitiger Stickerei, 38 x 44 cm (ohne Tragegriff)
Hrsg. Temporary Gallery, Köln
Edition von 30
Preis: Euro 30,00
2018
PROGRAMM
21 April 2018
Führung durch die Ausstellung mit Ana Jotta und Miguel Wandschneider
7 Mai 2018
João César Monteiro: Silvestre, 1981
5 Juli 2018
Camiel van Winkel: The Myth of Artisthood
PRESSEMATERIAL
Förderung und Unterstützung
Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen
Kunststiftung NRW
Fundação Calouste Gulbenkian
Botschaft von Portugal / Instituto Camões
Kulturamt der Stadt Köln
Deltax Wirtschafts- und Steuerberatungsgesellschaft mbH
Hotel Chelsea
Farbanalyse, Köln
Bilder
1 — Ana Jotta: Desserto Vermelho # 7, 2018, fala-só (Selbstgespräch), 2014-2017, Calendrier (Mai 2015 - Avril 2016), 2015
2 — Ana Jotta: fala-só (Selbstgespräch), 2014-2017
3 — Ana Jotta: fala-só (Selbstgespräch), 2014-2017, Tábua (Brett), 2001, This is my last pigeon, s.d.
4 — Ana Jotta: Un Printemps, 2008
5 — Ana Jotta: Chama (Flamme), 2001, Ninho (Nest), 2001, Vitral (Glasmalerei), 2000, Solteirona (Alte Jungfer), 2001
6 — Ana Jotta: Ohne Titel, 1994
7 — Ana Jotta: Colecção de Jotas, s.d.
Foto: Simon Vogel