Screening im Rahmen der Ausstellung "Paraphantoms", ausgewählt von Amy Granat
"Crossroads" (1975) entstand aus freigegebenen Dokumentarfilmbändern der National Archives in Washington. Conner zeigt kommentarlos und in extremer Zeitlupe die ersten Unterwasser-Atombombentests auf den Bikini Atolls am 25. Juli 1946 als Realität und zugleich Symbol unserer Zeit. Die nukleare Detonation in der Südpazifik Lagune mit einer Gewalt von 23 Millionen Tonnen TNT - dies entspricht in etwa dem Atombombenabwurf auf Nagasaki - im Zentrum von fünfundneunzig japanischen und amerikanischen Kriegsschiffen wird als Sensation dargestellt, als Theater, als Skulptur, Zeit, Wolken, Dunst. "Looking for Mushrooms" (1967) ist eine Reise aus Bildern und Farben, unterlegt mit der Musik "Poppy Nogood and the Phantom Band" des amerikanischen Minimal-Komponisten Terry Riley. Conner verbrachte über ein Jahr in Mexiko ging für den Film mit dem psychedelischen Guru Timothy Leary auf Pilzsuche. Tausende von Einzelaufnahmen wurden mit verschiedenen Belichtungen zusammengeschnitten. Das Ergebnis ist eine grelle Sammlung halb-abstrakter Bilder, "a famous documentary containing full information." (Bruce Conner, 1975)
Der amerikanische Künstler und Filmemacher Bruce Conner (1933-2008) zählt zu den Avantgardisten der Undergroundfilmszene der späten 1950er- und 1960er-Jahre. Seine Experimentalfilme, die Realität mit einfachsten technischen Mitteln einfangen und sie auf einzigartig lyrische Weise ästhetisieren, gelten heute als Vorläufer des MTV-Clips. Anstatt selber zu filmen, kompiliert er Bilder alter Wochenschauen, Porno-Clips und anderes Archivmaterial und verändert so die gesamte Sprache des Kinos und Undergroundfilms.
Bilder
Bruce Conner: Crossroads, 1975
Courtesy Kohn Gallery